Ein Mann mit Weitsicht wird 60
Wer in der Fluidtechnik-Branche beheimatet ist, verbindet mit dem Namen Christian H. Kienzle vor allem zwei Dinge: die weltweit erfolgreiche ARGO-HYTOS-Gruppe und den Fachverband Fluidtechnik im VDMA.
Der 1955 geborene Christian H. Kienzle führt seit 1990 als CEO die Argo-Hytos-
Gruppe. Seit 1999 engagiert er sich im Fachverband Fluidtechnik im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA). 2005 wurde Christian H. Kienzle erstmals zum Vorsitzenden des Fachverbands Fluidtechnik gewählt, bei der im Herbst 2014 turnusgemäß anstehenden Neuwahl wurde er für weitere drei Jahre in diesem Amt bestätigt.
Gründung und Anfangsjahre
Die heutige ARGO-HYTOS-Gruppe hat ihren Ursprung in dem früheren Unternehmen Argo GmbH für Feinmechanik und ist seit mehreren Generationen im Besitz der Familie Kienzle. Die Argo GmbH wurde am 7. Juli 1947 in Stuttgart gegründet und hatte sich aus der früheren Stuttgarter Vertriebsgesellschaft für den Kienzle-Taxameter entwickelt. Argo war ursprünglich ein Markennamen der Kienzle Apparate zur Herstellung von Taxametern. In den ersten Jahren nach der Gründung wurde bei der Argo GmbH neben der Reparatur und Vermietung von Taxametern der Firma Kienzle auch mit der Fertigung von eigenen Produkten auf Maschinen in einer ehemaligen Zigarrenfabrik im badischen Menzingen begonnen. Schon bald erfolgte die Entwicklung eines selbstständigen Fertigungsprogramms von Magnet- und Siebfiltern und bereits 1952 erhielt Argo ein Patent für Magnetfilter.
Zügig wurde das Produktportfolio auf Hydraulikfilter für die Mobil- und Industriehydraulik ausgeweitet.
Vom Komponentenhersteller zum weltweiten Systemanbieter
Das Produktprogramm wurde kontinuierlich erweitert und die internationale Expansion vorangetrieben. 1993 erwarb Argo Anteile an dem tschechischen Hydraulikhersteller Hytos, der zu diesem Zeitpunkt selbst bereits über rund 50 Jahre Erfahrung in der Herstellung von Komponenten für die Steuer- und Regelungstechnik verfügt.
Seit 2003 firmieren die Unternehmen unter dem Namen Argo-Hytos. Mittlerweile entwickelt und produziert ARGO-HYTOS eine Vielzahl von Standardkomponenten sowie individuellen Systemlösungen für die Fluidtechnik. Die ARGO-HYTOS-Gruppe beschäftigt heute mehr als 1 300 Mitarbeiter in ihren Produktionsgesellschaften in Deutschland, Tschechien, Indien und China sowie zahlreichen eigenen internationalen Vertriebs- und Montagegesellschaften. Besonders im Bereich der Industrie- und Mobilhydraulik konnte sich das Unternehmen mit Produkten der hydraulischen Steuer- und Regelungstechnik, Sensorik, Hydraulikfiltration und Ölpflegegeräten als einer der führenden Anbieter etablieren. Ein besonderer Schwerpunkt ist die Entwicklung kundenspezifischer Lösungen, die auf bewährten Serienprodukten beruhen und gezielt auf die jeweilige Anforderung abgestimmt werden.
- Filtertechnik: ARGO-HYTOS stellt anspruchsvolle Filterlösungen her, wie sie vor allem in Hydraulik- und Schmiersystemen sowie Getrieben eingesetzt werden. Dabei reicht die Palette der realisierten Lösungen von stationären industriellen Anlagen bis hin zu mobilen Anwendungen.
- Fluid-Management: Ein effektives Fluid- Management senkt nicht nur die Kosten für Wartung und Instandhaltung, sondern trägt auch entscheidend dazu bei, die Verfügbarkeit, Produktivität und Wirtschaftlichkeit technischer Anlagen zu erhöhen. ARGO-HYTOS liefert anwendungsorientierte Produkte für die manuelle und automatische Abreinigung von Hydraulikflüssigkeiten.
- Sensor- und Messtechnik: Im Mittelpunkt eines kontinuierlichen Fluid-Monitorings stehen vor allem Systeme, die eine zuverlässige Beurteilung des Zustands von Hydraulikflüssigkeiten erlauben. Die Sensor- und Messtechnik von ARGO-HYTOS zielt genau auf dieses Aufgabenspektrum. Sie setzt sich aus Geräten und Systemlösungen zusammen, die sowohl eine OnlineÜberwachung bei laufendem Betrieb als auch die Analyse von Flaschenproben unter Laborbedingungen ermöglichen.
- Steuer- und Regelungstechnik: Die Kompetenz von ARGO-HYTOS im Bereich der Steuerung und Regelung von Hydrauliksystemen ist das Ergebnis von mehr als 65 Jahren Erfahrung. Im Mittelpunkt steht dabei ein breites Programm an Ventilen, Magneten, Aggregaten und Steuerblöcken in allen gängigen Bauformen und Funktionen sowie Proportionalventile mit der dazugehörenden Steuerelektronik.
Starke Marke in der Fluidtechnik
Heute ist die ARGO-HYTOS-Gruppe als Komponenten- und Systemlieferant ein wichtiger Teil in der Supply Chain der Weltmarktführer im Bereich der mobilen Arbeitsmaschinen und des allgemeinen Maschinenbaus. Um erfolgreichenglobalen Kunden weltweit die gewohnte Unterstützung aus
einem Guss zu bieten, hat ARGO-HYTOS ein internationales Netz an Produktionsunternehmen und Vertriebsgesellschaften aufgebaut, die in der Lage sind, kundennahe Wertschöpfung und Kompetenz am Standort der Kunden zu bieten. Im Zeitalter zunehmend komplexer technischer Fragestellungen kommt es auf Systempartner an, die ganzheitlich denken, langjährige, fundierte Erfahrung in ein Projekt einbringen und Lösungen in der Fluidtechnik anbieten können.
Christian H. Kienzle – seit 1990 CEO der ARGO-HYTOS-Gruppe und Sohn des Firmengründers Jochen Kienzle – prägte in den vergangenen 25 Jahren die kontinuierliche Entwicklung des Unternehmens. Er wurde 1955 in Freiburg geboren und studierte nach dem Abitur von 1975 bis 1980 Betriebswirtschaft an der Hochschule St. Gallen in der Schweiz. Es folgte von 1980 bis 1987 ein Studium der Rechtswissenschaften an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau. Seine berufliche Karriere begann Christian H. Kienzle 1988
als Assistent der Geschäftsleitung der Busch Holding KG in Maulburg. 1990 wechselte er als Geschäftsführender Gesellschafter in das elterliche Unternehmen.
Christian H. Kienzle 6.0
Ein Mann mit Weitsicht und Visionen, ein Treiber im positiven Sinn für sein Unternehmen und für die Branche Fluidtechnik, wird 60 Jahre. Beim jüngsten Treffen in Hannover im Rahmen der MDA konnte man feststellen, dass Christian H. Kienzle weiterhin Ideen hat und nach wie vor für „seine“ Fluidtechnik brennt. Verlag und Redaktion gratulieren recht herzlich und wünschen zum „runden“
Geburtstag!
Eine Laudatio von Hartmut Rauen, Stellvertretender Hauptgeschäftsführerdes Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) sowie Geschäftsführer der Fachverbände Antriebstechnikund Fluidtechnik:
Soll man einem Junggebliebenem zum runden Sechzigsten gratulieren? Ja, man sollte. Eine Arbeit unter Hochdruck hält offenbar sehr jung, wie sonst sollte es auch anders sein in der Hydraulik und der Fluidtechnik. Sehr gerne ergreife ich daher die Gelegenheit im Namen der Fluidtechnik kurz inne zu halten an dieser Station unseres aktuellen Vorsitzenden.
Christian H. Kienzle ist seit 2005 der Vorsitzende unseres Fachverbandes Fluidtechnik, welchem er schon seit 1999 angehört. Im Hauptvorstand (seit 01.10.2005) und im engeren Vorstand (seit 18.10.2013) des VDMA vertritt er die Interessen der Fluidtechnik auch über den Fachverband hinaus in den Spitzengremien des Maschinenbaus. Er ist unser freundliches Gesicht der Branche im In- wie im Ausland.
Die Geschicke des Fachverbandes hat er geprägt durch eine zunehmende Internationalisierung unserer Netzwerke, die Intensivierung der Forschungsaktivitäten und eine zukunftsgerichtete Aufstellung der Branche im Bereich der Messeaktivitäten.
Christian H. Kienzle ist ein weltgängiger Bürger, dem es gelingt, die Interessen der internationalen Fluidtechnik sinnvoll zu bündeln. Unzählige Besuche auf internationalen Pressekonferenzen, Messeeröffnungen, Summit-Meetings gehören auf der Fleißstrecke genauso dazu wie ein feinsinniges diplomatisches Gespür, um Maximales unterm Bilanzstrich herauszubekommen.
Christian H. Kienzle hat den Fachverband Fluidtechnik international positioniert mit internationalen Tagungen (zum Beispiel die ISC), Managementzirkeln in Indien oder in China oder jüngst der Etablierung der MDA-Technologie-Zeitschriftenreihe. Dass die starke und technologisch führende Position der deutschen Fluidtechnik auf einer hohen Innovationsfähigkeit unserer Mitarbeiter, den Unternehmen beruht und der uns umgebenden Forschungslandschaft, ist sein Credo.
Es ist vor allem Herrn Kienzle zu verdanken, dass die Aufwendungen der Industrie für den Forschungsfonds Fluidtechnik deutlich erhöht wurden und wir neue Netzwerke wie den Förderverein Mobile Arbeitsmaschinen und den Stiftungslehrstuhl in Karlsruhe für die Branche errichten konnten. Wissen und Nachwuchs für die Branche sind ihm wichtig.
Vielen in der Branche ist gar nicht bewusst, dass einer unserer maßgeblichen Treiber der Innovationsfähigkeit unserer Branche der Mentor des Strebens hin zur besten technologischen Leistung ein Kaufmann ist, ausgebildet in St. Gallen. Wie selbstverständlich man Herrn Kienzle als Diplomingenieur, der er ja nicht ist, wahrnimmt, zeigte sich auch im Rahmen des IFK, wo er als Eröffnungsredner als solcher im Programm bezeichnet wurde.
Christian H. Kienzle liebt seine Hydraulik und die Fluidtechnik. Er kämpft für ein gutes Bild, ob zuletzt in Sachen Energieeffizienz oder jüngst zur Rolle der Fluidtechnik im Megathema Industrie 4.0.
Heute dürfen wir Herrn Christian H. Kienzle für seine herausragenden Leistungen für die Branche, für den Fachverband Fluidtechnik, danken. Wir dürfen ihm aber auch dafür danken, dass er dieses Ehrenamt mit so viel Engagement und Erfolg lebt, obwohl er wie viele seiner Kollegen im Ehrenamt „zu Hause“ in der Firma genug zu tun hat. Dass er ganz nebenbei aus dem Unternehmen ARGO-HYTOS, welches er 1990 als geschäftsführender Gesellschafter übernommen hat, inzwischen ein weltweit aufgestelltes führendes mittelständisches Fluidtechnikunternehmen herausgebildet hat, ist vielleicht sein schönstes Geschenk, was er sich selbst und seinen Mitarbeitern machen konnte. Wir freuen uns auf die weiteren Jahre mit ihm, sagen tausend Dank und wünschen ihm alles Gute!
(Der Artikel ist erschienen im Magazin O+P 5/2015)