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Herausforderungen der Hydrauliktechnik in der Baubranche
Interview mit Dr. Matthias Hirtz (Industry Manager Construction bei ARGO-HYTOS)
Was sind aus deiner Sicht die größten Herausforderungen bei der Hydrauliktechnik in der Baubranche und wie kann ARGO-HYTOS mit ihren Lösungen dabei helfen?
Als größte Herausforderung würde ich derzeit die weltweit angespannte Wirtschaftslage bei gleichzeitig auftretendem Innovationsdruck hin zu neuen Lösungen bezüglich Klimaneutralität sehen. Einerseits müssen unsere Kunden und wir dem wachsenden Wettbewerb und damit dem verbundenen Kostendruck begegnen. Andererseits werden Maschinenhersteller und wir aufgefordert, mobile Arbeitsmaschinen immer effizienter, produktiver und nachhaltiger zu gestalten.
Hierbei wird die notwendige Anpassung einzelner Antriebskomponenten allein nicht ausreichen. Vielmehr ist es erforderlich, Antriebskonzepte ganzheitlich zu betrachten. In diesem Schritt besteht für die Fluidtechnik die Herausforderung, auf die sich ändernden Marktbedürfnisse zu reagieren und mit eigenen Innovationen beizutragen. ARGO-HYTOS Stärke liegt darin, die Anwendung Baumaschine zu kennen und unsere Produkte exakt auf die Bedürfnisse deren Antriebskonzepte und -systeme auszulegen. Darüber hinaus bietet die Zusammenarbeit als Mitglied der VOITH-Gruppe die Gelegenheit, bislang vorhandene Grenzen unserer Produktportfolios gemeinsam zu überwinden und neue Wege zu beschreiten.
Wie können neue Antriebskonzepte im Hydraulikbereich für die Baubranche aussehen?
Wir sehen eine Vervielfältigung von möglichen Antriebskonzepten. War bislang meist der dieselbetriebene Verbrennungsmotor als primäre Energiequelle gesetzt, sehen wir insbesondere in Maschinen niedriger Leistungsklassen einen Trend zur (batteriebetriebenen) Elektrifizierung. Dies bedeutet, dass sich auch die dahinter angesteuerten Antriebssysteme wie die Arbeitshydraulik den sich ändernden Randbedingungen anpassen muss, um ein maximales Kosten-/Nutzenverhältnis des Gesamtfahrzeugs zu ermöglichen.
Neben batterieelektrischen Lösungen sind derzeit Verbrennungsmotoren in mobilen Arbeitsmaschinen oftmals nicht wegzudenken, da die erforderlichen Energie- und Leistungsdichten, Verfügbarkeiten und Kosten nur mit diesen realisiert werden können. Nichtsdestotrotz erfordern aber auch hier die sich ändernden Anforderungen eine erneute Betrachtung der dahinter liegenden Systemarchitekturen und Komponenten. Dies gilt unabhängig davon, ob als Energiequelle Diesel, nachhaltige E-Fuels oder Wasserstoff verwendet wird.
Welches Antriebskonzept sich bei welcher Baumaschine in Zukunft primär durchsetzt, entscheidet zuletzt der Anwender. Für diesen spielen nicht nur Anschaffungs- und Betriebskosten, Maschinenperformance, Verfügbarkeit und Robustheit wesentliche Rollen. Letztendlich muss auch immer eine allgemeine technische Akzeptanz eines alternativen Antriebskonzeptes vorhanden sein – vergleichbar mit der zunehmenden Akzeptanz batterieelektrisch betriebener PKWs auf der Straße.
Wie tragen ARGO-HYTOS-Lösungen zur Nachhaltigkeit bei?
Wir denken „Nachhaltigkeit“ auf verschiedenen Ebenen, um ökologisch, fair und langfristig erfolgreich zu wirtschaften.
Einerseits spiegelt sich dies in der maßgeschneiderten Auslegung unserer hydraulischen Antriebssysteme und Komponenten für unsere Kunden wider. Dies bedeutet eine auf die Arbeitsaufgabe angepasste Performance und folglich geringeren Energieverbrauch und reduzierte Treibhausgasemissionen.
Andererseits birgt das Produktdesign selbst bereits Potentiale bezüglich Nachhaltigkeit. Hier spielen beispielsweise Materialauswahl und -gewicht von auf Maschinenlebensdauer ausgelegten Komponenten ebenso wesentliche Rollen wie der effiziente Materialeinsatz von regelmäßig zu wechselnden Filterelementen.
Nicht zuletzt entwickeln wir stetig unsere Verarbeitungsverfahren und Produktionstechnologien weiter mit dem Ziel, diese so energieeffizient und ressourcenschonend wie möglich zu gestalten.
Man bringt ARGO-HYTOS nicht gerade mit alternativen oder elektrischen Antrieben in Verbindung, was kannst du uns hierzu sagen?
Als Teil der VOITH-Gruppe wollen wir dem Ruf eines innovativen Technologieunternehmens in der Antriebstechnik gerecht werden. Dabei ist das Vorantreiben der Energie- und Mobilitätswende zentraler Aspekt der Mission von VOITH TURBO, zu der auch ARGO-HYTOS gehört.
Dies umfasst eben nicht nur die Umstellung der Energiequelle und der ersten Energiewandlung, dem sogenannten «Prime Mover», in den Maschinen unserer Kunden. Zur Ausschöpfung der maximalen Potentiale ist die Betrachtung des gesamten Antriebskonzeptes von der Energiequelle bis zur finalen Arbeitsaufgabe wie einer Bewegung oder Kraft notwendig. Hierbei fällt im Bereich der mobilen Arbeitsmaschinen auch in Zukunft der Arbeitshydraulik eine bedeutende Rolle zu und ermöglicht neue Chancen.
Traditionell entwickelt und produziert ARGO-HYTOS nicht nur reine Hydraulikkomponenten wie Ventile und Filter, sondern projektiert zusammen mit dem Maschinenhersteller die passenden hydraulischen Systemarchitekturen zwischen Antriebsmotor und letztem Abtrieb. Vor allem unsere Systemexperten haben also schon immer in «alternativen» Antrieben gedacht – egal ob elektrisch oder durch einen Verbrennungsmotor versorgt.
Der zunehmenden Vielfalt neuartiger Antriebskonzepte und ihrer Besonderheiten begegnen wir daher mit umfassender Expertise und Innovationskompetenz. In der gemeinsamen Zusammenarbeit mit VOITH können wir diese Stärken weiter nutzen und Innovationen vorantreiben, um den sich ändernden und wachsenden Marktbedürfnissen gerecht zu werden.
Was erwartest du persönlich von der bauma 2025? Welche Impulse könnte die Messe für die Baubranche setzen?
Unsere Messe-Auftritte erfordern hohen Einsatz, permanente Präsenz und bestmögliche Kommunikation. Während einer Bauma-Woche kann dies nur gelingen, wenn die eigene Motivation und die „Freude am Tun“ konstant hoch bleibt.
Ich freue mich auf den intensiven Austausch mit unseren Kunden, neuen Kontakten, Branchenexperten und alten Bekannten.
Ich hoffe, dass die Plattform „Live-Messe“ der gesamten Baubranche hilft, Wege aus der aktuell schwierigen Lage aufzuzeigen und dringend benötigten Optimismus zu verbreiten. Die Chance ist da.